Überraschungen sind selten, sonst wären es keine. Gestern gewann die AC Milan erwartungsgemäss die Champions League gegen den FC Liverpool. Congratulazioni!
Die Mailänder verfügen gesamthaft über die besseren Spieler, sind rechtzeitig in Form gekommen und – falls es für ein Champions-League-Final überhaupt noch eine besondere Motivation braucht – brannten darauf, die Niederlage von Istanbul 2005 ein wenig vergessen zu machen. So kam es, wie Sie, ich, die Buchmacher und die sogenannten Experten es im Allgemeinen erwarteten: Die Fähigkeiten Liverpools reichten nicht aus, um die Verteidigung der AC – die inklusive Torhüter Dida über etwa 200 Jahre Erfahrung verfügt – genügend in Verlegenheit zu bringen und ‹Big Ears› ein sechstes Mal zu gewinnen.
Die ‹Reds› machten ihre Sache gut, hatten viel Ballbesitz, liessen praktisch keinen Angriff der AC zu und schossen hin und wieder aufs Tor. So kam es, wie es gegen italiensiche Mannschaften häufig kommt: Kurz vor der Pause erhielten die ‹Rossoneri› nach einem dummen Foul einen Freistoss, den Andrea Pirlo via Pippo Inzaghi verwandelte.
In der zweiten Halbzeit ging es im gleichen Stil weiter, und Liverpool hätte den Ausgleich verdient. In der 78. Minute beging Rafael Benitez den Fehler, Javier Mascherano für Peter Crouch aus dem Spiel zu nehmen. Der Argentinier hatte im defensiven Mittelfeld eine herausragende Partie gespielt und Kaka und Konsorten mehr als einen gefährlichen Ball vom Fuss geholt. Nur vier Minuten später schoss Inzaghi sein zweites Tor nach einem wunderschönen Pass von – Kaka. Liverpool steckte nicht auf und Dirk Kuyt gelang in der 89. Minute das 2:1. Aber für eine Überraschung reichte es nicht mehr.
Das Spiel verlief etwa so, wie ich es erwartet hatte (ich hatte es mir sogar langweiliger vorgestellt): Es war kein Feuerwerk des Angriffs-Fussballs, sondern von Taktik geprägt. Klar bin ich enttäuscht über die Niederlage der ‹Reds›, aber ich hatte damit gerechnt. Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte, war, Silvio Berlusconi den Champions-League-Pokal in die Höhe stemmen zu sehen. Der Mann ist grössenwahnsinnig.