Bei Aston Villa besteht der grösste Teil der Mannschaft aus Engländern – eine Rarität in der Premier League.
Martin O’Neill wurde immer wieder als Kandidat genannt, als man für Englands Nationalteam in den letzten zwei Jahren einen neuen Coach suchte, aber konkret wurde seine Nomination nie. Nun scheint sich der Nordire bei Aston Villa sein eigenes englisches Team zu formen. 16 von 26 Villa-Spielern sind Engländer, und die meisten davon hat O’Neill nach Birmingham geholt: Ashley Young, Curtis Davies, Nigel Reo-Cokoer und Marlon Harewood zum Beispiel. In diesem Sommer kamen mit Nicky Shorey, James Milner und Steve Sidwell drei weitere dazu. Ein Talent war schon da: Gabriel Agbonlahor wird den Weg in die Nationalmannschaft finden. Und dann ist da natürlich noch Gareth Barry, der seit 1997 bei Aston Villa spielt und aus Fabio Capellos Team nicht wegzudenken ist.
Für manche Spieler musste O’Neills Boss Randy Lerner tief in die Tasche greifen, zu tief, meinen Kritiker, denn grundsätzlich werden englische Spieler zu teuer gehandelt. Offenbar scheint das den Besitzer von Aston Villa nicht weiter zu stören. Lerner hat keine Geldsorgen und vertraut seinem Coach, der das Team stetig verbessert und den langfristigen Erfolg sucht. Der Amerikaner ist ein Traditionalist und englischer als mancher Engländer – ein wohltuende Ausnahme unter den neuen, reichen Besitzern von Premier-League-Clubs.
Die Rechnung scheint aufzugehen: Aston Villa liegt zur Zeit auf Platz vier in der Tabelle und hat sich vom dümpelnden Mittelmass-Club zum ernst zu nehmenden Konkurrenten für die Top Four gemausert. Auch wenn die Spielweise der ‹Villans› manchmal noch etwas naiv wirkt (sie treffen zwar regelmässig, kassieren aber auch viele, oft dumme Tore), sind sie offenbar auf dem richtigen Weg. Heute können sie ihre Reife beweisen, indem sie gegen Chelsea an der Stamford Bridge ein gutes Resultat erzielen.
Und sollten sie es Ende Saison tatsächlich unter die ersten Vier geschafft haben, dürfte auch Gareth Barry zu halten sein, der im Sommer unbedingt zu Liverpool wechseln wollte, weil er in der Champions League spielen möchte. Aston Villa gehört übrigens zu den vier* englischen Clubs, die den Europacup schon einmal gewonnen haben: 1982 schlug man Bayern München in Rotterdam. Vielleicht holt Aston Villa ja den zweiten Champions-League-Titel, bevor Clubs wie Arsenal oder Chelsea den ersten gewinnen …
*Die anderen drei Clubs sind Liverpool, Manchester United und – wer hat es gewusst? – Nottingham Forest.