Wo gesungen wird, …

… lass dich ruhig nieder, denn böse Menschen kennen keine Lieder.

Es gilt als erwiesen, dass 1874 unter der Leitung von Konrad Koch das erste Mal in Deutschland Fussball gespielt wurde. Das Spiel galt unter den treudeutschen Turnern, die noch immer den Idealen Turnvaters Jahn nacheiferten, als «undeutsche Modetorheit». Das chaotische Durcheinander wurde gar als Fusslümmelei verhöhnt!

Trotzdem wurde der Sport immer beliebter, vorerst bis Mitte der Neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts bei den Schülern der höheren Lehrsanstalten; langsam erst wurde der Sport massentauglich, vollends nach dem 1. Weltkrieg.

Die ersten Fussballvereine wurden daher hauptsächlich von Studenten und Schülern gegründet. Somit erstaunt es nicht, dass in diesen Vereinen nicht nur der Fussball gepflegt wurde, sondern auch die dritte Halbzeit mit geselligem Beisammensein mit studentischen Ritualen und Liedern begangen wurden.

So kam es, dass 1895 das «Deutsche Ballspieler-Commersbuch» herausgegeben wurde, mit einer 2. erweiteren Auflage von 1900.
Aus dem Vorwort ist zu entnehmen:

Das vorliegende Commersbuch verdankt seine Entstehung dem Wunsche, einem Mangel abzuhelfen, der sich bei geselligen Zusammenkünften und Unterhaltungen nach Schluss der Vereinssitzungen unserer Fussball- und Cricket-Vereine mehr und mehr fühlbar gemacht hat: dem Mangel an einer Sammlung von sangbaren Liedern…

So finden sich auf den ersten 60 Seiten Sportlieder, im zweiten Teil auf weiteren 90 Seiten Trink- und Volkslieder. Der zweite Teil besteht hauptsächlich aus Liedern, die damals wie die meisten heute auch noch von Studenten, rsp. heute Studentenverbindungen gesungen werden.

Der erste Teil beinhalten Lieder einzelnen Vereinen gewidmet (z.B. «Marsch des Berliner FC Frankfurt» vom 5.5.1885, «Was gibt es Schön’res als das Fussballspiel», Clublied des Borgfelder FC von 1895), sowie Lieder generell zum Thema Fussball, Tennis oder Cricket, so wie das rechts abgebildete.

Die meisten der Lieder basieren auf Melodien von damals bekannten (Studenten-) Liedern, so dass es wohl ein einfaches war, diese neuen Texte zu erlernen.

Wie in jener Zeit üblich, drang in einigen Texten die Deutschtümmelei und Kaisertreue hervor, z.B. in der letzten Strophe im Lied «Nur Fussballspielen», gewidmet dem Verein «Balldurch» in Magdeburg

…Und wie wir beim Spiele haben uns’re Ziele,
So auch wollen wir es halten dann,
Stets dein Feind verderben oder selber sterben,
Doch für’s Vaterland steh’n Mann für Mann.

Jedoch stand bei den meisten Liedern die Freude am Sport und die Geselligkeit im Vordergrund:

Von Gastautor Herr häck

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  • Letzte Kommentare

    • Stefan (bayer04blog): Das Spiel findet schon in elf Tage statt. Ist da ein Torres schon aus’m Urlaub?
    • Monsieur Constantin: Merci beaucoup… ich hatte natürlich gehofft hier auf Experten und einen zukünftigen...
    • JimBobIII: Gratuliere und Maximum Respekt, Herr/Frau Constantin, und grmbl grmbl weil so machen Tippspiele einfach...
    • Shearer: Punkt 3 muss natürlich weg. In unserer Winterpause will ich in England Fussball schauen gehen. Nämlich!
    • häck: 12. Torhüternachwuchs fördern.