Die schlimmsten Fans Europas

Die Liverpool-Fans seien die schlimmsten, wetterte UEFA-Sprecher William Gaillard.

Die UEFA macht die Fans der ‹Reds› verantwortlich für das Chaos am Champions-League-Final in Athen. Was war passiert?

Viele Fans versuchten, mit gefälschten oder ohne Tickets ins Stadion zu kommen, was ihnen zum Teil auch gelang, weil die Kontrollen am Eingang ungenügend waren. Nicht wenige Matchbesucher haben berichtet, dass ihre Eintrittskarte keiner genauen Prüfung unterzogen worden sei. Im Innern des Stadions kam es logischerweise zu einem Chaos, weil sich die eingeschlichenen Fans auf irgendwelche Plätze setzten. Um grössere Probleme zu vermeiden, schlossen die Sicherheitsbeamten den Eingang, was zur Folge hatte, dass ‹Reds› mit echten Tickets der Eintritt verweigert wurde, was wiederum zu Unruhen führte. Verletzte gab es glücklicherweise kaum. Die Polizei reagierte im Grossen und Ganzen angemessen.

Nun ist man einmal mehr dabei, sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben. Die UEFA meinte:

Das Benehmen der Liverpool-Fans war die Ursache für die Probleme vor dem Spiel.

Überhaupt seien sie die schlimmsten Fans in Europa, 25 Zwischenfälle habe es mit ihnen in Europa seit 2003 gegeben. Das liess Liverpool-Chairman Rick Parry nicht auf sich sitzen und er entgegnete:

Seltsamerweise wurden dieselben Fans, welche jetzt von Mr Gaillard verdammt werden, von UEFA-Präsident Michel Platini nach dem Halbfinal gegen Chelsea gelobt. Auch für ihr Benehmen in Istanbul 2005 gab es Anerkennung. Und 2001 waren die Liverpool- und Alavés-Fans nach dem UEFA-Cup-Final als supporters of the year ausgezeichnet worden.

Die Probleme in Athen seien einzig und alleine auf eine mangelhafte Organisation zurückzuführen.

Der englische Sportminister Richard Caborn stiess ins gleiche Horn: Die UEFA solle damit aufhören, die Schuld anderen in die Schuhe zu schieben.

Ich denke, es ist offensichtlich, dass der Fehler bei beide Parteien zu finden ist. Dass es ‹Fans› gibt, welche mit wissentlich gefälschten oder gar ohne Tickets versuchen, ins Stadion zu kommen, ist schlichtweg eine Sauerei. Schliesslich nehmen sie einem echten ‹Red› den Platz weg, der seine Karte teuer bezahlt hat.

Dass die UEFA aber glaubt, am Eingang die Tickets nicht auf ihre Echtheit prüfen zu müssen, ist erschreckend naiv. Es war ja allgemein bekannt, dass mehr Fans ans Spiel wollten, als Karten vorhanden waren. Und dass viele versuchen würden, auf dem Schwarzmarkt doch noch zu einem Ticket zu kommen, ist wirklich keine Überraschung, wenn man berücksichtigt, wie die Eintritte verteilt wurden. So mancher hat vermutlich eine schöne Summe für seine gefälschte Karte hingeblättert. Ausserdem gab es Probleme mit gefälschten Tickets bereits beim Spiel Manchester United gegen Lille in Lens. Und nicht zuletzt: Die Verantwortung für den Anlass liegt ganz klar bei der UEFA, nicht bei den Clubs, die den Final austragen.

Immerhin wollen sich Caborn und Platini jetzt doch vernünftig miteinander unterhalten. Caborn meinte:

Es ist an der Zeit mit den Schuldzuweisungen aufzuhören und zu schauen, wie wir dafür sorgen können, dass solche Dinge nicht mehr passieren.

Ich hätte es nicht schöner sagen können, Mr Caborn.