Am Mittwochnachmittag überraschten die ‹Magpies› aus Newcastle ein weiteres Mal die komplette englische Fussballwelt.
Kevin Keegan, der sich 2005 eigentlich vom Fussball zurückgezogen hatte, kehrte überraschend zum Club zurück, den er liebe und ist somit Nachfolger von Sam Allardyce. Kaum hatte Newcastle United auf der Club-Homepage veröffentlicht, wovon viele Fans träumten, aber nie richtig daran glaubten, eilten Tausende von Fans in den St. James’ Park und ergatterten sich Tickets für das am selben Tag stattfindende FA Cup-Spiel gegen Stoke (4-1). Innerhalb weniger Stunden gingen 20’000 Tickets weg …
Keegan spielte in den 80er-Jahren erfolgreich für Newcastle und von 1992 bis 1997 führte er sie als Manager mit dem wohl dazumal besten Fussball auf der Insel vom Tabellenende der 2. Liga bis hin zum Vize-Meistertitel 1996. Danach arbeitete er bei Fulham, weniger erfolgreich beim Englischen Nationalteam und bei Manchester City. Durch seine Verdienste ist Keegan im Nordosten England ein Idol geworden und wird es für immer bleiben. Bleibt zu hoffen, dass er die nötige Zeit bekommt, nachdem er einen hoch dotierten 3½–Jahresvertrag mit Option auf ein weiteres unterschrieben hatte.
Aber was hat jetzt Newcastle in Keegans zweiter Amtszeit bei United zu erwarten?
- An seiner ersten Pressekonferenz sagte ‹King Kev›, er wolle etwas für diese Fans gewinnen und in den nächsten Jahren wieder in die Top 4 einbrechen. «Not overnight, but we can». Vor allem eine Trophäe haben die Magpies wieder einmal nötig, und wenn man Keegan Zeit gibt, ist das alles andere als unmöglich. Denn Clubbesitzer Mike Ashley ist immerhin Multi-Milliardär …
- Keegan wird auch mit Torjägerlegende Alan Shearer in Kontakt treten und mit ihm darüber sprechen, ob er bereit sei, eine Funktion im Trainerstab zu übernehmen. Das wäre natürlich das Traumticket für alle ‹Geordies›.
- Keegan hofft, im Januar noch zwei bis drei Spieler verpflichten zu können, da man zwar ein gutes Team beisammen hat, in der Breite jedoch zu wenig abgestützt ist.
- Keegan steht für Offensivfussball und Entertainment, genau das, was die Fans sehen wollen und die Magpies in den 90ern zum zweiten Lieblingsclub jedes englischen Fussballfans gemacht hat (ausgenommen man war Sunderland-Fan …). Genau daran ist der Vorgänger Sam Allardyce gescheitert: Wenn man guten, schnellen Offensivfussball spielt und doch einmal verliert, kann das grundsätzlich einmal passieren. Doch unter ‹Big Sam› passte den Fans weder der Spielstil (lange Bälle) noch die Resultate. Und man erinnere sich: Allardyce wurde nicht von der jetztigen Clubführung verpflichtet, was natürlich für ihn ein weiterer Nachteil war.
- In der aktuellen Saison ist nicht mehr viel zu retten, man ist im Niemandsland der Tabelle angekommen, und für einen Abstiegskandidaten ist man einfach zu gut besetzt, auch wenn es nur 6 Punkte auf den 18. Tabellenrang sind. Im FA Cup tritt man auswärts bei Arsenal an, was auch nicht viel verspricht. So hofft Keegan jetzt einfach, die Saison noch anständig zu beenden und dann im Sommer mit einem ‹Blankoscheck› Ashleys auf dem Transfermarkt wieder voll angreifen zu können, um die ‹Magpies› in den nächsten Jahren zurück dahin zu führen, wo sie mit ihrem Potential, dem Stadion und den treuesten Fans hingehören: In die Elite der Premier League. Das wird ein langer, steiniger Weg, aber unmöglich ist es nicht. Wenn man Geduld walten lässt, wird Keegan seine Arbeit erledigen.
Heute Samstag steht zu Hause gegen das abstiegsgefährdete Bolton der erste Test für Keegan an. Das Stadion ist praktisch ausverkauft, und mit etwa 18’000 Fans mehr als am Mittwoch, wo die Atmosphäre schon elektrisierend war, hofft man, mit Keegan wieder die einst so gefürchtete Stimmung in den St. James’ Park zurückzubringen.
Howay the lads!
By Geordie Ramon