Nicht nur in Zürich geht es langsam vorwärts mit dem Bau eines neuen Fussballstadions. Auch die Anhänger des Liverpool F.C. müssen warten.
Bei der Übernahme des Liverpool F.C. vor zwei Jahren sind die amerikanischen Besitzer Gillett und Hicks mit dem Versprechen angetreten, dass … innert Monaten mit dem Bau des neuen Stadions begonnen werde ….
Das düfte noch etwas dauern. Diese Woche nämlich wurden die Zahlen der Kop Football (Holdings) Limited bekanntgegeben. Kop Football ist die Mutterfirma, die den Liverpool F.C. besitzt und gehört Gillett und Hicks. Per 31. Juli 2008 erzielte Kop Football einen Verlust von £42.6 Mio. KPMG, das die Bücher für Kop Football führt, macht sich Sorgen, man habe ernsthafte Zweifel, ob die Muttergesellschaft handlungsfähig bleibe. Am 24. Juli 2009 muss nämlich ein £350 Mio. grosser Kredit zurückbezahlt werden, den Gillett und Hicks aufgenommen haben, um Spieler zu verpflichten, laufende Kosten zu begleichen und um die Schulden zu decken, die bei der Übernahme des Clubs entstanden sind. Bis zum Januar 2009 haben Gillett und Hicks £313 Mio. dieses Kredits verbraucht.
Um die Schuldzinsen auf dem £350 Mio. Kredit zu begleichen, wurden £36.5 Mio aus der Kasse der Tochtergesellschaft Liverpool F.C. genommen, des eigentlichen Fussballclubs. Dem Club selber geht es sportlich (Rang 2) und finanziell gut: Per Mitte 2008 erzielte man einen Umsatz von £159 Mio. und einen Gewinn von £10 Mio. Aber alles Geld fliesst wohl direkt in die Kasse der Muttergesellschaft. Gillett und Hicks sind nach Gesprächen mit den Banken zuversichtlich, dass man den £350 Mio. Kredit verlängern kann. Die Royal Bank of Scotland hat allerdings klar gemacht, dass eine Verlängerung nur möglich sei, wenn Gillett und Hicks für mindestens £100 Mio. persönlich haften.
Doch zurück zum neuen Stadion. Damit man das dringend benötigte Geld verdienen kann, braucht es unbedingt ein grösseres Stadion. An der Anfield Road haben nur 46’000 Zuschauer Platz. Deshalb gibt es schon lange Pläne für einen Neubau. Der Stanley-Park wird 60’000 Zuschauer fassen und rund £400 Mio. kosten. Dass irgendeine Bank Gillett und Hicks bei all den laufenden Verbindlichkeiten einen weiteren Kredit in dieser Höhe ausstellt, scheint ausgeschlossen.
Leidtragende sind die Fans. Die Gruppierung Spirit of Shankley hat jetzt beschlossen, Druck auf die Royal Bank of Scotland auszuüben, damit die Kreditverlängerung im Juli platzt und die bei den Fans verhassten Gillett und Hicks endlich ausgebootet werden können. In ihren Augen kann nur ein neuer Besitzer die Interessen des Liverpool F.C. angemessen vertreten.